Burgenländische Landesbühne

Burgenländische Landesbühne
(Prof.Otto Kery und Bilder von Szenenausschnitten)

Ja, das ist mein Vater, sagt Ilse Selucky, geb. Kery, als sie mein Ausstellungsbild sieht. Immer beschäftigt, immer den Kopf voller Ideen!
Er liebte das Theater und die Schauspielerei und deswegen absolvierte er nach dem Krieg ein Schauspielstudium und gründete 1946 mit finanzieller Unterstützung des Landes unter LH Dr. Ludwig Leser die Burgenländische Landesbühne, das bis heute einzige, professionelle Theater des Burgenlandes.
Nachdem es im Burgenland damals noch keine Theater oder Kulturzentren gab, musste man auf Gasthaussäle ausweichen und gute Unterhaltung und Theater wurden auf diese Weise den Menschen sozusagen direkt nach Hause gebracht.
Ilse Selucky erinnert sich noch lebhaft an den unverwechselbaren Geruch der Schminke und an die vielen bunten Kostüme und Requisiten. Ein Paradies für ein kleines Mädchen, das inmitten all dieser Dinge von der großen Welt träumen kann.
Sie und ihr Bruder sind hinter und zwischen den Kulissen aufgewachsen, heute würde man sagen: Backstage. Sie waren Teil der Proben, sie halfen manchmal mit und sie bewunderten die Stimmen, das Aussehen und die Mimik der Schauspielerinnen und Schauspieler und das lustige Treiben, das sie ständig umgab. Denn Wohnung, Requisitenlager und Proberaum lagen eine Zeitlang direkt nebeneinander.
Ilse S. erinnert sich, dass sie einmal als Vierjährige während einer Nachmittagsvorstellung, in der ihr Vater die Hauptrolle spielte, auf die Bühne lief und laut nach ihrem Papa rief – sehr zur Belustigung des Publikums, das ihr sofort zujubelte, bis sie schließlich unter dem Applaus der Zuschauer von der Mama wieder eingefangen wurde.
Die Burgenländische Landesbühne fuhr mit einem großen Mercedesbus durch die Dörfer zu ihren Aufführungen. Sie waren in Schlaining, in Forchtenstein, in Pinkafeld oder in Eisenstadt im legendären Schwechaterhof, wo Generationen von Schülern die Aufführungen miterlebten. Sie traten in Gasthäusern, Schulen und Pfarrsälen auf, überall dort, wo es Säle gab, die Platz genug für große Menschenansammlungen boten.
Otto Kery trat ca. 3000 Mal selbst auf, es gab an die 5800 Vorstellungen und die Reichweite der Tourneen wurde ständig größer, die weiteste und längste führte bis nach Deutschland.
1972, nach 26 Jahren, wurde die Landesbühne aus finanziellen Gründen geschlossen. Wenige Jahre danach wurden die Bgld. Kulturzentren erbaut .
Die Burgenländische Landesbühne war ein wichtiger Vorläufer für die heutige Theaterszene im Land.